Abschlussveranstaltung Projekt wald.handeln
Abschlussveranstaltung Projekt wald.handeln
Die Wälder, das Klima und WIR - ein Rückblick
Ursachen und Folgen des Klimawandels standen im Mittelpunkt der Veranstaltung „Die Wälder, das Klima und WIR“ vor einigen Tagen in der Breuberghalle. Die Veranstaltung bildete zugleich den Abschluss des von Engagement GLOBAL mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit geförderten Projekts Wald.Handeln, mit dem der Zusammenhang zwischen unseren Wäldern und den Nachhaltigkeitszielen dargestellt wurde.
Annähernd 100 Zuhörer und Zuhörerinnen folgten den Ausführungen der drei Referenten, Dr. Thomas Kastner vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum (SBiK-F) in Frankfurt/M., Thomas Mecke/Leiter Forstamt Michelstadt und Ralf Tepel/ Vorstandsmitglied der Karl-Kübel-Stiftung/Bensheim und Leiter des Bereichs Entwicklungszusammenarbeit, die auf Einladung der Stadt Breuberg aus ihren Arbeits- und Forschungsschwerpunkten berichteten.
Welche Auswirkungen der globale Handel über die damit einhergehende Landnutzung auf das Klima hat, erläuterte Dr. Thomas Kastner. Im Laufe der Jahrhunderte, so Kastner, wurde der Kohlenstoffspeicher in der Vegetation halbiert und weltweit werden jährlich alleine durch die Entwaldung für die landwirtschaftliche Produktion 2,6 Gigatonnen CO2 freigesetzt, und dass bei jährlichen CO2-Emissionen von weltweit 9 Gigatonnen. Ein Prozess, den auch die im Rahmen seines Forschungsprojekts „Klimafaktor Landnutzung” erstellten Karten verdeutlichen: Wo einst, beispielsweise in Borneo, sattes Urwald-Grün vorherrschte, existieren als Folge der Landnutzung jetzt nur noch schwach grüne Flecken, denn 79% der Vegetation und damit Urwälder, wurden vernichtet. Seine Forderung: Auch in die deutsche CO2-Bilanz muss eine „Konsumperspektive“ eingerechnet werden, die eine durch den globalen Handel bedingte Landnutzung berücksichtigt.
Über die Folgen des Klimawandels auf den deutschen wie auch Breuberger Wald informierte der Leiter des Forstamtes Michelstadt, Thomas Mecke, ausführlich. Aktuell sind rund 180.000 Hektar Wald in Deutschland durch Stürme, Dürre, Borkenkäfer und eine ganze Reihe weiterer Schadorganismen zerstört. Der in großen Teilen von Mischwald geprägte Odenwald und insbesondere der Breuberger Kommunalwald ist bis jetzt noch glimpflich davon gekommen. Dennoch, so Mecke, muss mit weiteren Schäden gerechnet werden. Er fordert einen verstärkten Schulterschluss zwischen Forst und Wissenschaft, ebenso wie die verstärkte gesellschaftliche Anerkennung der überlebensnotwendigen Ökosystemleistungen des Waldes, zu denen vor allem auch seine CO2-Speicherkapazität von jährlich immerhin 62 Mio. Tonnen Kohlendioxid zählt.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1972 setzt sich die Karl-Kübel Stiftung (KKS) für Menschen in benachteiligten Regionen, insbesondere in Indien ein und leistet „Hilfe zur Selbsthilfe“. Wie ein solches nachhaltiges Projektmanagement auf Basis der globalen Nachhaltigkeitsziele funktioniert, erläuterte Ralf Tepel anhand eines wegweisenden Projekts zur Rückhaltung von Wasser im Jalna District in Westen Indiens. Auf rund 1300 ha legt die Landbevölkerung dort mit Unterstützung der KKS Dämme und Gräben an, um das in den Monsun-Monaten anfallende Regenwasser in der ansonsten trocken-heißen Region zu sammeln. Ausnahmslos alle Bewohner der betreffenden Dörfer arbeiten im Projekt mit und die Ergebnisse sind beachtlich: Die zurückgehaltenen Regenmengen füllen die Trinkwasserzisternen, sodass die Bevölkerung nicht mehr von Tanklastern mit Wasser versorgt werden muss und auf den terrassierten Feldern mehrere Ernten im Jahr möglich sind. Die Lebensbedingungen der Menschen verbessern sich somit umfassend. Gleichzeitig findet eine Wiederaufforstung auf großer Fläche statt, die sich positiv auf das Mikroklima sowie die biologische Vielfalt auswirkt. Als Messlatte für die Wirkung des Projekts „Watershed Management“ dienen, so Ralf Tepel, die globalen Nachhaltigkeitsziele, die auf sozialer, ökologischer wie ökonomischer Ebene einen Rahmenplan für eine generationengerechte Zukunft bieten.
Ergänzt wurde der Vortragsabend durch den Geopark Bergstraße-Odenwald, der seine Arbeit in Bezug auf die globalen Nachhaltigkeitsziele vorstellte und die Präsentation des Projekts Wald.Handeln durch die Arbeitsgruppe des Breuberger Waldforums.
Heike Böhler von der TU Darmstadt führte durch den Abend.
v.l. Landrat Frank Matiaske; Moderatorin Heike Böhler von der TU Darmstadt (hinten); Frau Dr. Karin Lichtblau, Vorsitzende des Ausschuss für Umwelt und Landwirtschaft der Stadt Breuberg; die Referenten: Thomas Mecke, Leiter Forstamt Michelstadt; Dr. Thomas Kastner vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum (SBiK-F) in Frankfurt/M.; Ralf Tepel, Vorstandsmitglied der Karl-Kübel-Stiftung/Bensheim und Leiter des Bereichs Entwicklungszusammenarbeit und Bürgermeister Jörg Springer (Text und Fotos: Stadt Breuberg)