Gebäude - Plätze

Gebäude - Plätze

Nachfolgend Informationen zu Gebäuden der Stadt Breuberg. Für mehr Informationen wenden Sie sich bitte an das Stadtarchiv Breuberg - siehe Kontakt.

Wichtige Literatur zu den alten Häusern in Neustadt:

600 Jahre Stadt am Breuberg. Bausteine zu einer Geschichte der Stadt Breuberg, hg. anlässlich der 600-Jahrfeier der Gründung Neustadts im Auftrag des Magistrates der Stadt Breuberg von Dr. Hans H. Weber, 1978 (Das Buch ist bei der Stadtverwaltung Breuberg zu erwerben)

Stadtteil Neustadt

Neustadt: Marktplatz 2 - Ev. Pfarrhaus,

Die ev. Kirchengemeinde Neustadt erwarb 1957 das Gebäude, das ursprünglich von einem herrschaftlichen Beamten errichtet wurde.

Die Inschrift über dem Kellereingang berichtet von der Entstehung des Gebäudes: „Ano 1592 ist dieser Keller von Georg Otto zu Rodenstein derzeit Erbach Amptt uff Breuburg gebaut worden,“ der als Weinkeller errichtet wurde.

Um 1750 wird es als Haus von Frau von Dorffelden erwähnt. Um 1820 gehörte das Anwesen Forstmeister Menges und 1830 wird Forstmeister Ostner genannt, bevor es 1855 vom Höchster Klosterfonds übernommen wurde. Die zweiklassige Neustädter Schule zog 1862 in das Gebäude ein, in dem auch zwei Lehrerwohnungen eingerichtet wurden.

Im Feuerversicherungsbuch von 1898 steht als Besitzer der Klosterfonds zu Höchst: "Nr. 32 alt, 57 neu. Wohnhaus mit gewölbtem Keller, 2 St. jetzt und Mansardendach, a) Anbau am Wohnhaus 1 St., b) Küchenbau 2 St., c) Scheuer und Stall 1 St., d) Abtritte 1 St., e) Schweineställe mit Pissoir, f) Nebengebäude mit Waschküche, Backofen  Holzschuppen 1 St."

Das Gebäude wurde 1973/74 als Gemeindezentrum mit Pfarrwohnung renoviert. Mit der Baumaßnahme Ende 2011 und 2012 erfolgte die bislang letzte umfassende Renovierung, bei der das Gebäude unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten erneuert wurde und wieder sein typisches äußeres Aussehen, das es bis in die 1940er Jahre hatte, zurückerhielt. Im Jahr 2018 wurde der Zugang zum Gebäude barrierefrei gestaltet. Auf dem Anwesen befindet sich noch eine altes Nebengebäude, gen. Remise.

Remise zum Ev. Pfarrhaus gehörig

Zum Pfarrhaus gehörig befindet sich im Garten zum Pfarrhaus - mit eigenem Zugang -  ein Nebengebäude, das in dem Brandkataster von 1822 und 1827 greifbar wird. Im Jahr 1827 ist es unter Nr. b) als Nebengebäude mit Waschküche & Backofen 1 Stock angeführt.

In der Zeit von Ende August bis Anfang November 2017 wurden Renovierungsarbeiten an der Remise durchgeführt: Der Innenraum wurde im Eingangsbereich entkernt, d. h. der gemauerte Waschkessel wurde entfernt und der dazugehörige Kamin niedergelegt. Die losen Steine im Mauerwerk wurde gefestigt und die Fugen mit Mörtel verschlossen.

Die Zwischendecke wurde gänzlich entfernt, so dass der Blick in den offenen Dachstuhl frei ist. Bei der Begutachtung der Dachstuhlkonstruktion war schnell klar, dass dieser eine Besonderheit aufweist:

Es handelt sich um ein Sparrendach mit Hahnenbalken oder Kehlbalken, das den Raum stützenfrei überspannt, da die Dachlasten auf die Außenwände abgetragen werden. Die Sparren sind mit Holzkeilen zusammengefügt, was bedeutet, dass kein Metall an diesem Dachstuhl verwandt wurde. Das Dach wurde einheitlich mit Biberschwänzen gedeckt, so wie es auf der Südseite ursprünglich ausgeführt war.

 ©Jutta Reisinger-Weber

Stadtarchiv Breuberg: Neustadt XXI/9b/23/1 Geschoßbuch 1758; XXVII/3/7/2 Brandkataster 1822; XXVII/3/7/3 Brandkataster 1827; XXVII/3/7/5 Feuerversicherungsbuch 1898, S. 36.

Literatur:
Hermann Ehmer: Die Grafen von Wertheim und die Reformation der Herrschaft Breuberg. In: Kirchen im Breuberger Land. Rai-Breitenbach, mit Beiträgen von Hermann Ehmer, Thomas Geibel und Georg Rainer Hofmann, hg. im Auftrag des Höchster Klosterfonds von Pfarrer Thomas Geibel, Höchst 1989, S. 9-35.
Karl Römheld: Die Kirchen um den Breuberg. In: 600 Jahre Stadt am Breuberg. Bausteine zu einer Geschichte der Stadt Breuberg, hg. anlässlich der 600-Jahrfeier der Gründung Neustadts im Auftrag des Magistrats der Stadt Breuberg von Dr. Hans H. Weber, Breuberg 1978, S. 120-135.
Ludwig Funck: Alte Neustädter Häuser und ihre Besitzer. In: 600 Jahre Stadt am Breuberg …, Breuberg 1978, S. 211-266.


Neustadt: Marktplatz 6 - Stadtarchiv

Ehemaliges Neustädter Rathaus, bis 1872 Sitz des Landrats des Kreises Neustadt, 1930-31 war dort eine Schulklasse untergebracht, im Erdgeschoss ab 1952 das Zweigpostamt Neustadt und ab 1974 das Postamt Breuberg. In der Remise war die städtische Vatertierhaltung (zwei Bullen, zwei Ziegenböcke). Heute befindet sich dort das Museum und der Bürgersaal sowie im Hauptgebäude das Stadtarchiv Breuberg.


Neustadt: Ev. Kirche am Markt

Seit nunmehr sieben Jahrhunderten ist an dieser Stelle ein Kirchengebäude nachge-wiesen. Das Fundament des Turmes stammt aus dem 13. Jh.

Wissenswertes über die Geschichte ...

Auf die Entstehung der Kirche verweist eine eingemauerte Platte an der Straßenseite des Turmes, auf der „Wilhelm Grave zu Wertheim“ sowie die Jahreszahl 1480 zu lesen ist. Der Graf zu Wertheim ist der Auftraggeber der Kirche, die im Bereich des Turmes umgebaut wurde und kleiner war, als die heutige Kirche.

An den wuchtigen Westturm schloss sich Ende des 15. Jahrhunderts das Schiff an, das sich ursprünglich bis zur Höhe des heutigen Taufsteines erstreckte.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts wird die Kirche zu klein, da die Zahl der Einwohner nach dem 30jährigen Krieg wächst. Um 1660 veränderten die Neustädter ihre Kirche dahingehend, dass sie die Stühle der Adeligen versetzten, um so mehr Platz für die Gemeinde zu schaffen. Gleichzeitig wurde auch das Niveau des Fußbodens erhöht, um die Feuchtigkeit zu beseitigen.

Am 4. August 1686 schreiben die Neustädter an den Grafen von Löwenstein-Wertheim mit der Bitte um Erweiterung der Kirche: „daß Mir mit den Unsrigen das heilsame Wort Gottes anzuhören in der Neustädter Kirchen nicht genügsamen Raum und Platz haben, welches dann, zu Zeiten ein ärgerliches Gedräng verursachet und viele aus dem Haus Gottes zu bleiben genötiget werden, wodurch also die Erbauung in unserem Christentum verkürzet und manch andächtiges Vaterunser für glückliches Wohl­ergehen unsere Heben, hohen Obrigkeit vermieden bleibet.“

Zwei Monate später werden Maurer beauftragt, die die Kirche teilweise abbrechen und zur Hangseite des Breubergs hin erweitern sollen. Der alte Bau wurde folglich wesentlich nach Norden und Osten hin erweitert. Die Zimmerleute sollen dann „ein neu Dachwerk mit einer Chörhauben“ und „inwendig der Kirchen drei gedrehte Säulen, alhvo der Durchzug und das Gebälk aufzuliegen kommen, gemacht und gesetzet werden.“ Zu dieser Zeit kam es auch zu einem neuen Eingang an der Südseite des Langhauses, von dem noch ein Türsturz mit der Jahreszahl 1701 kündet.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Beschaffung der Gelder, geht es dann zügig voran, so dass das Schiff 1725 sein heutiges Aussehen erhält. Im Jahr 1739 erhält der Turm seine heutige Haube. Mit der Anschaffung der Kirchturmuhr schließt der Kirchenumbau ab, der von 1686 bis 1749 dauerte.

Die Kirche am Markt ist seit dem 14.09.2014 eine „offene Kirche“. Dabei wurde der Raum unter dem Glockenturm durch eine Glastür vom Kirchenraum getrennt. Dieser Raum wurde zu einer Kapelle, die täglich geöffnet ist.

©Jutta Reisinger-Weber

Literaturauswahl:
Hermann Ehmer, Die Grafen von Wertheim und die Reformation der Herrschaft Breuberg. In: Kirchen im Breuberger Land. Rai-Breitenbach, mit Beiträgen von Hermann Ehmer, Thomas Geibel und Georg Rainer Hofmann, hg. im Auftrag des Höchster Klosterfonds von Pfarrer Thomas Geibel, Höchst 1989, S. 9-35.
Karl Römheld, Die Kirchen um den Breuberg. In: 600 Jahre Stadt am Breuberg. Bausteine zu einer Geschichte der Stadt Breuberg, hg. anlässlich der 600-Jahrfeier der Gründung Neustadts im Auftrag des Magistrats der Stadt Breuberg von Dr. Hans H. Weber, Breuberg 1978, S. 120-135.
Ludwig Funck, Alte Neustädter Häuser und ihre Besitzer. In: 600 Jahre Stadt am Breuberg …, Breuberg 1978, S. 211-266.

Stadtteil Hainstadt

Hainstadt: Ev. Kirche

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in den 1950er Jahren einige Kirchen im Odenwald, zu denen auch die ev. Kirchen in Hainstadt und Bad-König Zell gehören, die auf den ersten Blick "Geschwister" zu sein scheinen.

Hainstadt wurde 802 als „Heimstat“ zum ersten Mal geschichtlich erwähnt. Auch der Weiler Rosenbach mit seiner Mühle und dem Hofgut von 1624 gehören dazu. Hainstadt stellte durch die über den Breubergsattel führende Römerstraße ein Bindeglied zum Maintal dar.

Die Hainstädter gehörten seit 1789 zur Kirchengemeinde Sandbach und besuchten die Gottesdienste in Sandbach oder Neustadt. Im Jahre 1904 wurde dann Hainstadt dem Pfarrbezirk Neustadt zugeordnet. Der Wunsch nach einer eigenen Kirche wurde nun so stark, dass die Hainstädter am 5. November 1905 einen Kirchenbauverein gründeten und eine Kirche im neogotischen Stil geplant wurde. Geld wurde gesammelt, doch die Geldentwertung von 1918 machte die Pläne zunichte – der Wunsch nach einer eigenen Kirche indes blieb und es wurde weiter gesammelt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und einer erneuten Geldentwertung war es zu Beginn der 1950er Jahre soweit: Der junge Architekt Reinhard Schaefer, ein Schüler von Professor Dr. Karl Gruber von der Technischen Hochschule Darmstadt, plante die Kirche.

Der erste Spatenstich erfolgte am 12. August 1952, das Richtfest war am 27. November. Die Einweihung der Kirche fand am 22. August 1954 statt.

Das Kirchengebäude steht auf einer Anhöhe. Das Schiff mit einer holzverkleideten Tonnendecke gibt den Blick auf den Altarraum mit dem schlichten, dunkel gehaltenen Kreuz ohne Corpus frei. Die Architektur ist dem romanischen Baustil nachempfunden. Die Orgel auf der Empore wurde von der Orgelbaufirma Bosch gebaut.

Oberhalb des Altarraumes befindet sich der Glockenturm mit seinen vier Glocken (Ton h,d,e, und g) und unter dem Altarraum ist ein Gemeinderaum, der von außen seinen Zugang hat.

Eine Besonderheit der Hainstädter Kirche ist, dass diese über einer Quelle gebaut wurde, ohne dies vor 60 Jahren zu wissen. Einen interessanten Artikel dazu verfasste Bernhard Bergmann vom Dekanat Odenwald, der am 7. März 2013 im Odenwälder Echo erschien. 

©Jutta Reisinger-Weber

Benutzte Literatur:
Die Ersterwähnungsurkunde. In: 1200 Jahre Hainstadt. Festschrift von frühgeschichtlicher Besiedlung bis zur Neuzeit 802 – 2002 zusammengestellt vom Stadtarchiv Breuberg, Breuberg 2002, S. 7-10.
Hainstädter Kirchen. In: 1200 Jahre Hainstadt. Festschrift von frühgeschichtlicher Besiedlung bis zur Neuzeit 802 – 2002 zusammengestellt vom Stadtarchiv Breuberg, Breuberg 2002, S. 64-70.


Hainstadt - Hoaschter Treff

Stadtteil Rai-Breitenbach

Rai-Breitenbach: Arnheider Kapelle

Die Arnheider Kapelle gehört zu einem landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb, dem Arnheider Hof der Familie Köbeler in Breuberg – Rai-Breitenbach.

 Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenk-mäler, Hessen II, Der Regierungsbezirk Darmstadt (2008) S. 672: „Arnheider Hof, auch Arnheiter Hof. Profanierte frühmittelalterliche Kapelle, wohl 8. Jahrhundert. Kleiner Saalbau mit Rechteckchor. Einzig bekanntes, aufrecht stehendes Gebäude in Deutschland mit nur durch Lehm gebundenem Mauerwerk. Das lediglich abschließend durch Kalkmörtel ausgefugte Lehmmörtel-Mauerwerk des Ursprungsbaus in der gesamten Nordwand, an Ost- und Südseite des Altarraums sowie in der Kantenquaderung der Westwand und in einem kurzen Abschnitt der Südwand erhalten. Am stark beschädigten südlichen Triumphbogenpfeiler qualitätvolle Steinarbeiten.“

Zur Forschungsgeschichte:

1905  Die Kapelle auf dem Arnheider Hof wird unter Denkmalschutz gestellt, die Denkmalliste allerdings nicht veröffentlicht, so dass die Kapelle unbekannt bleibt.
1950 Ein Arbeitskreis Arnheider Hof wird vom Breuberg-Bund ins Leben gerufen.

1955 

 Bibliotheksdirektor i.R. Dr. Alexander Röder bemüht sich um die Baugeschichte: Er regt eine maßstäbliche Bestandsaufnahme, Bauanalyse und planmäßige Grabung an.

1963

Der Bericht von Röder erscheint unter dem Titel „Zur Baugeschichte der Kapelle Arnheiden“ in der Zeitschrift „Der Odenwald“. Daran schließt sich der Grabungsbericht von Wolfram Becher an. Bis 2001 stellen sie den Forschungsstand dar.

seit 1990

Aufgabe der Nutzung als Stall und Schuppen. Verpachtung der Kapelle an die Stadt Breuberg. Herstellung von Kontakten zu Experten für frühmittelalterlichen Kirchenbau durch den Leiter des Arbeitskreises Prof. Dr. Helmut Castritius. Ausräumen des Gebäudekomplexes durch Heinrich Helm, Horst Kunschak und Ludwig Funck.

nach 2001 

Beginn der Restaurierungsmaßnahmen, Grabungen und wissenschaftliche Dokumentation.

Unter Einbeziehung der neuen Literatur und Forschungsergebnisse entstand eine mehrseitige Dokumentation zur Geschichte der Arnheider Kapelle. Diese ist vor Ort als Information für Besucher nachzulesen.

Literatur:
Röder, Alexander: Zur Baugeschichte des Kapelle von Arnheiden. In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes 10, 1963, S. 3-9.
Teubner, Hans, Bonin, Sonja: Kulturdenkmäler in Hessen. Odenwaldkreis (Denkmal-topographie Bundesrepublik Deutschland), Braunschweig/ Wiesbaden 1998, S. 222-223.
Martin, Wolfgang: Arnheiden als Sammelstelle für Zins- bzw. Zehntwein vor 1433. In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes 1989, S: 106-114.
Hartmann, Wolfgang: Raibach gegen Eisenbach – ein Tausch und seine Rätsel. In: 1200 Jahre Rai-Breitenbach, hg. im Auftrag der Stadt Breuberg vom Ortsbeirat Rai-Breitenbach, Breuberg 1997, S. 103-120.
Untermann, Matthias: Die frühmittelalterliche Kapelle des Arnheider Hofs. In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes 51, 2004, S. 3-20.
Dehio, Georg, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hessen II, Der Regierungsbezirk Darmstadt (2008) S. 672.
Jansen, Michaela: Die Arnheider Kapelle St. Bartholomäus im Odenwald: ein frühmittelalterlicher Sakralbau. In: „Glaube, Kult und Herrschaft“. Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte 12, 2009, S. 1-11.
Born, Hanno: Vergussmassen zur Konservierung von Lehm am Beispiel der Arnheiter Kapelle, Breuberg (Diplomarbeit 2010).
Hangleiter, Hans Michael: Restaurierungsbericht, 2015.

 Quellen: Staatsarchiv Wertheim – Stadtarchiv Breuberg.


Rai-Breitenbach: Ev. Kirche

Die Kirche in Rai-Breitenbach ist eine der ältesten Kirchen im Kreis Erbach.

Das Breuberger Land wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts von dem Grafen von Wertheim regiert, die auch das Recht hatten, Pfarrstellen in ihrem Herrschaftsgebiet zu besetzen.

Raibach war in vorreformatorischer Zeit eine selbstständige Pfarrkirche, wo verschiedene Adelige das Pfarrbesetzungsrecht ausübten. Graf Michael II. von Wertheim bezeichnet sich 1498 als Lehnsherr dieser Kirche und veranlasst mittels eines Kollektenaufrufs die Reparatur des alten Kirchengebäudes, das einen neuen Chor und Vorgehäuse erhalten soll.

Graf Michael II. konnte die begonnene Reformation in seinem Herrschaftsgebiet nicht zu Ende führen, da er 1531 starb. Sein Sohn, Graf Michael III. – erst zweijährig – konnte die Regierung nicht übernehmen. An seiner statt übernahm diese seine Mutter Barbara, die die Reformation vorantrieb und diese 1537 per Mandat in der Herrschaft Breuberg einführte. Johann Specklin wird 1537 als Pfarrer von Raibach genannt. Bereits 1550 wird Raibach nach der Pfarreirechnung als Filiale von Sandbach geführt.

Mit der Kirche zu Rai-Breitenbach steht eines der ältesten Kirchengebäude des Breuberger Landes vor uns: Die erste Erwähnung Raibachs stammt aus dem späten 8. Jahrhundert. In der Folgezeit, vor allem aber seit Mitte des 14. Jahrhunderts sind etliche Quellen erhalten, die Auskunft über die Besetzung der Pfarrstelle geben, über das Kirchengebäude an sich erfahren wir nichts.

Das rechteckige Kirchenschiff stößt im Osten auf den romanischen Triumphbogen, der einen kräftigen Kämpfer aufweist. Der Triumphbogen gibt den Blick zum Chor frei, der erhöht ist und einen geraden Schluss hat. Die zum Teil hohen Stufen folgen dem Gelände, die Kirche ist am Hang erbaut. Die Form des Gebäudes stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts leicht verändert.

In einem Schreiben des Grafen Michael II. aus dem Jahr 1498 erfahren wir von einer Erweiterung des Chores. Gleichzeitig berichtet die Urkunde, dass die Kirchenpatrone die hll. Jakob, Ulrich und Bartholomäus sind sowie auf „dem neuen Altar Unser lieben Frau und Sankt Wolfgang mitsamt anderen guten Heiligen geweiht, etlicher Maße baufällig ist.“

Mit der Chorerweiterung nach Osten und der Beibehaltung des alten Altares ist dieser nun freistehend. Der neue Chor erhält zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine szenische Ausmalung, die das Leben Christi von der Verkündigung bis zur Grablegung thematisiert. Des Weiteren sind in der Fensterlaibung des Chorfensters auf der linken Seite der hl. Ulrich (Bischof) und auf der rechten Seite der hl. Jakob (Apostel) zu sehen. An der nördlichen Innenwand des Chores ist eine Sakramentsnische in die Wand eingelassen. Neben der Nische zum Triumphbogen hin ist eine weitere rundbogige Nische ins Mauerwerk eingelassen. Auf der Südseite befindet sich in einer Nische ein kleines Steinbecken, eine sog. Piscina, zum Ablauf des für rituelle Handwaschungen gebrauchten Wassers.

Im 30jährigen Krieg, 1637, wurde die Kirche durch Brand stark beschädigt und wohl danach in den 1680er Jahren notdürftig wiederhergerichtet. Die Empore und weitere Innenausstattung, wie die Kanzel stammt aus dem 18. Jahrhundert. Während dieser Zeit dürften auch die großen Fenster angelegt worden sein. 1776 erhielt die Kirche einen Turm.

Im Jahre 1803 wird die Kirche wegen Baufälligkeit aufgegeben und in den 1830er Jahren wiederhergestellt. Dabei wird das Bild des hl. Bartholomäus entfernt und nach Bayern verkauft. Der Graf von Erbach-Schönberg stiftet 1869 eine Orgel, die allerdings nach dem Ersten Weltkrieg infolge der Feuchtigkeit bereits unbrauchbar geworden war.

Eine umfangreiche Renovierung fand in den 1920er Jahren statt. Die letzte aufwendige Renovierung wurde 1987 beendet, bei der die alten Wandmalereien freigelegt wurden. Das schlichte romanische Taufbecken steht nun an der Nordostwand des Schiffes. 

Die Wandmalereien

Als 1498 der Chor der Kirche erweitert wurde und der Chorraum mit dem alten Altar in der Mitte eine ganz neue Raumwirkung erhielt, wurde dieser auch neu gestaltet.

Es bot sich an, im unteren Bereich einen Wandbehang an die Wand zu malen. Die darüber liegende Zone konnte dann szenisch gestaltet werden. Hier entstand in sechs Szenen das Leben Jesu. Zwei Darstellungen sind der Geburt Jesu im Stall und dem Besuch der hl. Drei Könige (Weisen) aus dem Morgenland gewidmet.

An der Ostseite des Chores setzt sich die Lebensgeschichte Jesu rechts und links des schlichten Fensters fort mit Kreuztragung und Kreuzigung. An der Südseite ist die Kreuzabnahme sowie die Grablegung erkennbar.

Die Laibung des Chorfensters zeigt auf der linken Seite den hl. Ulrich und auf der rechten Seite den Apostel Jakobus den Älteren. Die beiden Heiligendarstellungen verweisen auf die Patrone der Kirche, die den hll. Ulrich, Jakobus und Bartholomäus gewidmet war.

©Jutta Reisinger-Weber

Benutzte Literatur:
Wilhelm Diehl, Baubuch für die evangelischen Pfarreien der Souveränitätslande und der aquirierten Gebiete, Hassia sacra VIII, Darmstadt 1935, S. 127-129.
Hermann Ehmer, Die Grafen von Wertheim und die Reformation der Herrschaft Breuberg. In: Kirchen im Breuberger Land. Rai-Breitenbach, mit Beiträgen von Hermann Ehmer, Thomas Geibel, und Rainer Georg Hofmann, hg. im Auftrag des Höchster Klosterfonds von Pfarrer Thomas Geibel, Höchst 1989, S. 9-35.
Hermann Ehmer, Thomas Geibel, Quellen zur Geschichte der Kirche von Rai-Breitenbach. In: Kirchen im Breuberger Land, Höchst 1989, S. 62-98.

Kontakt:

Telefon: 06165/3785 (dienstags von 9 bis 11:30 Uhr)
E-Mail: stadtarchiv@breuberg.de

Stadtarchiv Breuberg
Marktplatz 6
64747 Breuberg ST Neustadt

Postanschrift:
Ernst-Ludwig-Straße 2-4
64747 Breuberg